Vor etwa 2 Wochen wurde ich vom mitp-Verlag angefragt ob ich Lust hätte eine Rezension zu einer Neuauflage des Praxisbuches “Stop Motion Animation – Kreative Filme mit LEGO-Figuren” vom Autor Alexander Altendorfer zu veröffentlichen. Ich habe einige wenige Gehversuche mit Stop-Motion-Filmen schon mal unternommen und vielleicht war ja das der Stein des Anstosses zu dieser Anfrage. Meine ersten Filme sind nämlich noch nicht wirklich gut geraten (Film 1: Three little Birds, Film 2: Audi Quattro S1). Da ich selber an dieser Stop-Motion-Technik interessiert bin und ich keinerlei Auflagen vom Verlag zur Rezension erhalten habe, habe ich mich entschlossen dieses kostenlose Rezensionsexemplar anzunehmen und nun meine neutrale Meinung zum Buch abzugeben.
Grunddaten mit Inhaltsverzeichnis
- Buchtitel: Stop Motion Animation
- Autor: Alexander Altendorfer
- ISBN 978-3-7475-0248-8
- Verlag: mitp Verlags GmbH & Co.KG
- 183 Seiten
- Erschienen: 3. Auflage 2020
- Kapitel 1 Was ist Stop Motion?
- Kapitel 2 Benötigtes Equipment
- Kapitel 3 Ideen finden
- Kapitel 4 Grundsätzliches zum Film
- Kapitel 5 Das Drehbuch
- Kapitel 6 Das Set
- Kapitel 7 Der Dreh
- Kapitel 8 Spezialeffekte
- Kapitel 9 Bilder zusammenfügen
- Kapitel 10 Nachbearbeitung
- Kapitel 11 Veröffentlichung
- Kapitel 12 Quellen
- Kapitel 13 Glossar
Das Buch bietet einen schönen Über- und Einblick in die Welt der Erstellung von Stop-Motion-Filmen, ins besondere mit LEGO Minifiguren. Es eignet sich für totale Einsteiger wie auch für solche mit etwas Erfahrung. Ich habe das Buch innerhalb weniger Tage gelesen. Es liest sich sehr gut und auch die Struktur des Buches mit vielen Bebilderungen und Hinweisen finde ich sehr gelungen. Es werden grundsätzlich alle Themen behandelt und der Autor hat es meiner Meinung nach geschafft die Einfachheit dieses Filmschaffens zu verdeutlichen. Nach diesem Buch hat man richtig Lust loszulegen und den ersten Film zu produzieren. Ich empfehle das Buch einmal komplett durchzulesen bevor man beginnt oder zumindest bis und mit dem Kapitel 7, “Der Dreh”, denn die Grundtechniken zum eigentlichen Aufnehmen werden in diesen sieben Kapiteln behandelt. Danach kommen noch Spezialeffekte und die Fertigstellung des Films mit Schnitt, Ton und Veröffentlichung.
Um schneller mit einem ersten Film zu starten, können beim Lesen auch einzelne Kapitel übersprungen werden, wenn man bereits vieles von der eigentlichen Fotografie versteht oder wenn man das behandelte Equipment gar nicht einsetzt. Beispielsweise werden Kompaktkameras, Spiegelreflexkameras und Smartphones behandelt und die Bearbeitung mit Windows und Mac, mit den jeweiligen Bordmitteln der aktuellen Betriebssysteme. So kann man sich anfänglich auf das für einen selbst Wesentliche konzentrieren. Die anderen Kapitel können dann auch später, wenn man vielleicht von einem Smartphone zur Spiegelreflexkamera wechseln möchte, nachgeholt werden.
Der Leser wird aber auch gut an das Thema Film herangeführt. Dass es eine Idee braucht, ein Drehbuch, Dialoge und genaue Abläufe. Es wird aufgezeigt wie wichtig es ist, dass man sich bereits vor dem Dreh mit den Details abgibt um danach ein wunderbares Endergebnis zu erzielen. Aber wie bereits gesagt, der Autor hat es auch geschafft, dass man gefesselt wird und auch mal loslegen will. Mit dem Ausprobieren und einfach mit dem Machen kommt die Erfahrung und die Filme werden besser und besser.
Aus meiner Sicht das Wichtigste zu Stop-Motion-Filmen ist der Dreh. Dieser ist anders als bei anderen Filmen und die Grundlagen dazu werden sehr gut über etwa dreissig Seiten erklärt, so zum Beispiel Dinge wie: Kameraführung oder wie wird die Figur bewegt und in Szene gesetzt, wie wird genau aus dieser statischen Welt eine bewegte Geschichte mit der gewünschten Aussage und vieles mehr.
Ich selbst konnte von den Kapiteln 3 bis 7 am meisten mitnehmen, da ich vom Filmemachen nicht viel verstehe jedoch mit Fotografie und digitalen Medien bereits Erfahrungen habe. So glaube ich, kann sich jeder das aus dem Buch mitnehmen, was für ihn am Wichtigsten ist bzw. was ihm noch fehlt.
Ein zwei Kritikpunkte habe ich jedoch trotzdem noch. Die Links zu den Beispielvideos sind sehr umständlich zu erreichen. Da gehören eindeutig QR-Codes rein. Wenn ich ein Buch lese, habe ich wohl höchstens mein Smartphone in der Nähe und mit diesem kann ich einen QR-Code schnell einscannen und mir dann das Video anschauen. Den richtigen URL-Link mit dem Smartphone einzutippen macht jedoch keinen Spass. Mich persönlich hat es auch etwas irritiert, dass der Leser in der Sie-Form angesprochen wird, ich hätte da lieber das Du gehabt, aber lassen wir das mal als meine persönliche Empfindung. Ein weiter Kritikpunkt ist der Struktur des Buches geschuldet (welche nicht schlecht ist, wohl bemerkt). Man kann nicht gleich beim Lesen mit dem Filmen loslegen. Man muss die ersten sieben Kapitel durchstehen und erst dann geht das Aufnehmen los. Dabei habe ich die gut gemeinten Tipps für Ideen zwischendrin als überflüssig gesehen. Wenn ich zum Beispiel bereits im zweiten Kapitel auf Seite 24 mit einer Idee konfrontiert werde, ich soll mal LEGO-Steine als Muster über das Bild laufen lassen, ich aber noch gar keine Ahnung vom eigentlichen Aufnehmen habe, so ist das etwas fehl am Platz. Da ich zwar nach dem Buch weiss, dass sich überall im Buch solche Ideen befinden, kehre ich wohl auch später dahin zurück, also lassen wir es gut sein. Mit meinem eigenen Vorwissen über die eigentliche Fotografie mit all den Begriffen über Belichtung, Blende, Weissabgleich, Verschlusszeit, Fokus, Tiefenschärfe etc. kann ich nicht sagen ob das genügend erklärt ist. Diese Themen füllen denn auch für sich ganze Bücher. Für mich selbst war es gut verständlich, aber vielleicht für jemanden der neu in diesem Thema ist, könnte der Umgang mit manuellen Einstellungen einer digitalen Spiegelreflexkamera noch reichlich Mühe bereiten. Meine grösste Mühe beim Drehen selbst ist wie ich die Figuren zu bewegen habe ohne das sich dabei gleichzeitig Ungewolltes bewegt. Darauf wurde zwar im Kapitel 7 kurz eingegangen, aber für mich zu wenig Tipps und Tricks aus der Praxis. Und zu guter Letzt, da der Fokus des Buches auf Animationen von LEGO-Figuren in einem LEGO-Umfeld liegt, geht der Autor davon aus, dass genügend LEGO zu Hause rumliegt. Falls nicht, wird sich der eine oder andere zuerst LEGO Steine und Minifiguren besorgen wollen und weiss nicht wirklich, was zu kaufen ist. Nur schon die Beispielvideos enthalten eine Menge Teile, die Sinn machen aber nicht unbedingt in einer klassischen Steinebox vorhanden sind – also wird hier mehr der LEGO-Fan angesprochen, der schon viel LEGO hat.
Fazit
Wer noch keine oder nur ganz wenig Erfahrung mit dem Thema Stop-Motion-Filme hat und sich dafür interessiert wie er seine LEGO Minifiguren in einer LEGO Welt in Bewegung bringen kann, dem lege ich das Buch sehr ans Herz. Der Leser wird sehr einfach, mit vielen Bildern und Beispielen in diese Welt eingeführt. Vom Vorgehen über die Technik und die Idee, sowohl künstlerisch wie auch in der Umsetzung ist alles in diesem Buch enthalten. Nach dem Buch kann jeder sofort damit beginnen seine eigenen Träume in Filme umzusetzen. Die kleinen Kritikpunkte sind keine Hindernisse sondern sollen Ansporn für die vierte Auflage sein. Ich kann das Buch sehr empfehlen.
Hier habe ich das Review auch als Video veröffentlicht
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Was haltet ihr von Stop-Motion-Filmen mit LEGO? Habt ihr auch schon solche gedreht?